video_label

Brauchen wir ein Neubaugebiet Bruhweg II?

Es vor kurzem hat der Gemeinderat auf Anregung der Verwaltung die Umlegung des Leonberger Wegs beschlossen. In seiner Sitzung vom 24. Oktober wurde nunmehr auch die Anordnung zur Umlegung für das Baugebiet „Bruhweg II“ auf den Weg gebracht. 12 ha bestes Gerlinger Ackerland soll unwiederbringlich verloren gehen. Das letzte bebaubare Stück Gerlingen soll ohne erkennbare Not überbaut werden. Wir Grünen  waren die Einzigen, die im Gemeinderat gegen dieses Vorhaben gestimmt haben. Wir fragen uns, weshalb die Verwaltung seit kurzem so sehr aufs Gaspedal drückt, wenn es um die Ausweisung neuer Baugebiete geht.

Politisches Ziel des Landes Baden-Württemberg ist, die Flächeninanspruchnahme (im Jahr 2009 7,0 ha pro Tag) weiter zurückzuführen. Im Koalitionsvertrag der grün-roten Regierung steht, dass Vorgaben entwickelt werden müssen, um den Flächenverbrauch radikal zu verringern. Neubaugebiete sollen nur noch bei stringentem Bedarfsnachweis genehmigt werden. Die Kommunen müssen ein Baulückenkataster und ein Innenentwicklungskonzept einführen.

Die Bevölkerung wird immer älter, gleichzeitig werden wir weniger. Die Baugebiete aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren überaltern. Lockt man junge Familien in Neubaugebiete, gibt es bald niemanden, der in die bestehenden Einfamilienhäuser aus den letzten Jahrzehnten einzieht.

Gerlingen hat noch innerstädtisches Potential das es zu entwickeln gilt. Da ist das Träuble Areal (z.Z. in der Planung), der Bereich der Querstrasse und das Quartier hinterm Rathaus an der Urbanstrasse. Es wäre sinnvoller, wenn sich  die personellen und organisatorischen Kapazitäten der Verwaltung auf diese Gebiete konzentrieren würden. Die gebetsmühlenhaft vorgetragene Aussage, dass es eine sehr große Nachfrage geben würde, hat die Verwaltung bis heute nicht mit validen Zahlen belegt. Bis heute wurde nicht untersucht, inwieweit weiteres innerstädtisches Potential ausgeschöpft werden kann.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Brenner,

die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert Sie erneut dazu auf,

1. zu prüfen, wie viele Gebäude und Wohnungen in Gerlingen leer stehen,

2. die ermittelte Anzahl der leer stehenden Gebäude und Wohnungen in Prozent zum vorhanden Gesamtbestand darzustellen,

3. den voraussichtlichen Leerstand für das Jahr 2030 zu berechnen (Gebäudedaten mit Einwohnermelderegister abgleichen, Bewohner älter als 70 werden dort in 20 Jahren nicht mehr leben),

4.  als Maßnahme zur Innenentwicklung gemeinsam mit dem Gemeinderat Konzepte zu erarbeiten, wie die leer stehenden Gebäude und Wohnungen den Wohnungssuchenden wieder zur Verfügung gestellt werden können,

5.  ein Baulückenkataster zu erstellen.

Nach Vorlage und Prüfung dieser Zahlen sind wir gerne bereit, in einen Diskussionsprozess über die Notwendigkeit neuer Baugebiete ein zu treten. Ohne valide Zahlen werden wir auch zukünftig neue Baugebiete konsequent ablehnen.

Achim Breit
Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen

expand_less