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Neubaugebiete werden nicht mehr gebraucht

lautete eine Überschrift in Strohgäu Extra am 15.11.2011. Das gilt unserer Meinung nach auch für Gerlingen. Unsere Fraktion hat sich deshalb gemeinsam mit der Fraktion der SPD und dem Vertreter der Jungen Gerlinger in der GR-Sitzung am 28.9.2011 geschlossen gegen eine Umlegung des Baugebietes Leonberger Weg West ausgesprochen.

Das Umweltministerium Baden-Württemberg mahnte bereits unter der alten CDU-FDP-Regierung: Eines der größten aktuellen Umweltprobleme ist die nach wie vor hohe Flächeninanspruchnahme. Diese erreichte allein in Baden-Württemberg im Jahr 2006 einen Wert von 9,4 ha pro Tag. Die Folgen sind sehr vielfältig. Es kommt zur Zerschneidung von Landschaften und der Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, zur Versiegelung und Zerstörung wertvoller Böden und damit auch zum Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche. Auch auf Kommunen wirkt sich der anhaltende Flächenverbrauch aus, z. B. in Form von steigenden Kosten für die Bereitstellung der Infrastruktur in der Gemeinde.

Die Befürworter der Umlegung des Baugebietes Leonberger Weg West sind der Auffassung, dass nur durch die Ausweisung neuer Baugebiete junge Familien nach Gerlingen geholt werden können. Wir Grünen sind da anderer Meinung. Die Bevölkerung wird immer älter, gleichzeitig werden wir weniger. Die Baugebiete aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren überaltern. Lockt man junge Familien in Neubaugebiete, gibt es bald niemanden, der in die bestehenden Einfamilienhäuser aus den letzten Jahrzehnten einzieht.
Nachgefragt werden in Zukunft Wohnungen für kleine Familien und Alleinerziehende, aber vor allem mehr seniorengerechte barrierefreie Wohnungen in zentraler Lage. Gleichzeitig gibt es immer weniger junge Familien und Interessierte, die neuen Wohnraum suchen.

Im Koalitionsvertrag der grün-roten Regierung steht, dass Vorgaben entwickelt werden müssen, um den Flächenverbrauch radikal zu verringern. Neubaugebiete sollen nur noch bei stringentem Bedarfsnachweis genehmigt werden. Die Kommunen müssen ein Baulückenkataster und ein Innenentwicklungskonzept einführen.
Wir begrüßen deshalb ausdrücklich die Bestrebungen des Stadtplanungsamtes,  im Sinne der Nachverdichtung die Bebauungspläne Ganswiesenweg zu ändern, um den Wohnraum im Dachgeschoss der Häuser besser ausnutzen zu können.

Wohnprojekte für gemeinsames Wohnen
In Gerlingen gibt es viele Mitbürger, die nach der Familienphase nur noch zu zweit oder gar alleine in großen Wohnungen oder Häusern leben. Hier könnten wieder junge Familien mit größerem Platzbedarf einziehen, wenn die Älteren in kleinere und bequemere Wohnungen umziehen. Zu diesem Zweck finden sich schon vielerorts Paare und Singles - Ü45 bis Ü60 - zu Wohnprojekten zusammen. Sie haben das Ziel, gemeinschaftlich, aber in getrennten und barrierefreien Wohnungen unter einem Dach zusammenzuleben. Dabei wollen sie aktiv bleiben, ihr Wohnprojekt selbständig verwalten, gemeinsam älter werden und sich in Notfällen gegenseitig helfen.

Hier sehen wir großes Potential, Wohnraum für junge Familien in Gerlingen zu gewinnen. Die Gerlinger Stadtverwaltung und der Gemeinderat können Weitblick zeigen, wenn sie die demographische Entwicklung im Auge behalten und sich schon heute Gedanken machen, wie sie Wohnprojekte für gemeinsames Wohnen und gemeinsames Älterwerden fördern können.

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