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Schattenspiele ohne Wasseramsel

 

Man kann nicht alles haben. Die Wasseramsel, die man hatte beobachten wollen, lässt sich nicht blicken. Doch die wirklich wichtigen Ingredienzien einer  Wanderung waren Mitte Juli gegeben, als eine mit Hund 20-köpfige Gruppe des Strohgäuverbunds Bündnis 90/Die Grünen sich auf eine Tagestour durchs Monbachtal im Schwarzwald begab: Das Wetter ist perfekt für den Marsch durchs wildromantische, kühle Tal. Die Sonne pinselt zitternde Schattenspiele auf den Waldboden. Die Rucksäcke sind wohl gefüllt mit allem was Keller und Küche für die diversen Picknick-Stopps unterwegs hergegeben haben. Dazu haben viele nicht nur ihr Smartphone oder das Handy zwecks Schnappschüssen eingepackt, sondern auch größere Fotoapparate. Denn Fotograf Roman Stöppler will unterwegs Tipps geben, wie die eindrucksvollen Ansichten im schattig-feuchten Tal ins richtige Licht gerückt werden können.

Unterwegs gibt es auch dank dieses Vorhabens ungewöhnlich viele Pausen. Wohl wissend, dass man als Hobbyfotograf in der schmalen Spanne zwischen Beleuchtung und Belichtung zum unbedachten Schnappschuss neigt, geben sich die Ambitionierteren unter den Fotografen-Wanderern ein bisschen mehr Mühe als gewöhnlich. Während die einen mithilfe von Stativen und der Anweisungen des Fotografen versuchen, das Wasser des Monbachs romantisch verschwimmend „einzufrieren“, machen die Nur-Wanderer es sich plaudernd mit ihren Vesperdosen und den Kaltgetränken auf bemoostem Untergrund bequem. Manch einer findet es auch spannender, statt der Landschaft die Fotografen zu fotografieren. Die machten sich in teils kuriosen Posen, hockend, kniend oder den Hintern in die Luft reckend, über ihre Motive her.

Für Markus Rösler, in Gerlingen aufgewachsen, Mitglied des Landtags, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen, Vogelkundler und promovierter Landschaftsplaner, war die Einrichtung des Nationalpark Schwarzwald eine Herzensangelegenheit. Nun ist er, ein gutes Stück vom Nationalpark entfernt, mit von der Partie und spricht, da die Wasseramsel sich schlank macht, unter anderem über die Beschilderung im Monbachtal, die seiner Ansicht nach zu viel mit Verboten arbeitet, statt auf die verhaltenswerten Schönheiten hinzuweisen.

Die grandiose Ruhe in weiten Teilen des Tals, die sinnlich opulent bemoosten Baumstämme und Steine, das glucksende Bächlein und die gesamte Überdosis an Schönheit und Snacks, dazu das entspannte Wanderergeplauder, sorgen für ein stimmiges Ganzes. Auch wenn an diesem Tag keine Geschwindigkeitsrekorde vermerkt werden können, vielleicht auch gerade weil entspannte Langsamkeit diesen Tag auszeichnet, stellt sich bei den Wanderern am Morgen das Wohlgefallen ein und verlässt die Gruppe bis nach dem stundenlangen Ausklang auf der Grimmler Alm nicht wieder.

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