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Teller statt Tank

Bessere Verkehrskonzepte statt Pflanzen-Sprit

Im Umweltausschuss wurde über die Änderung der Richtlinie über die Qualität von Kraftstoffen und Energie aus erneuerbaren Quellen abgestimmt. Die Grünen haben sich gegen den Vorschlag ausgesprochen. Denn die angeblich klimaschützende Wirkung, die einst als Argument für den massiven Ausbau der Biomassenutzung zur Treibstoffherstellung herhielt, muss in Frage gestellt werden. "Viele wissenschaftliche Studien belegen inzwischen, dass Agrokraftstoffe das Klima mehr belasten können als fossile Kraftstoffe", erläutert der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling.

Dies belegt auch ein Report der Rice-University, der schon 2010 zu dem Schluss kam: “Es ist völlig unsicher, ob die jetzige Produktion von Agrokraftstoffen überhaupt irgendwelche Vorteile gegenüber konventionellen Treibstoffen bringt, wenn man Landnutzungs-änderungen und Stickstoff- Emissionen mit einbezieht - hier vor allem Lachgas.“

Klimafreundlich geht anders!

Um wirklich zu nennenswerten CO2-Einsparungen zu kommen und das Klima zu schützen, müssen wir unser Mobilitätsverhalten und den internationalen Transportwahn kritisch überdenken. Bessere Verkehrskonzepte und mehr lokale Produktion könnten ein Vielfaches an CO2-Einsparung bewirken, ohne weitere Agrarflächen zu benötigen.

Stroh ist kein "Rest"

Die vom Parlament vorgeschlagene Deckelung von Fördergeldern für Agrokraftstoffe (sechs Prozent des Transportenergieverbrauchs) ist zu hoch angesetzt. Und auch die proklamierten Vorteile der Kraftstoffe der dritten Generation (Reststoffe, Algenproduktion), für die 2,5 Prozent der Förderung reserviert werden sollen, müssen kritisch bewertet werden. Denn die sogenannten Reste sind oft gar keine zur Verfügung stehenden Stoffe: So ist z. B. Stroh kein Rest, sondern unverzichtbarer Humuslieferant auf dem Acker. "Ein Einsatz zur Kraftstoffherstellung würde zu einem weiteren Humusverlust unserer Böden führen", erläutert Häusling. Und auch Algen müssen mit Biomasse gefüttert werden, die irgendwo herkommen muss und dort womöglich fehlt.

Indirekte Landnutzungsänderungen ("ILUC)
Gegen die Einbeziehung indirekter Landnutzungsänderungen* (engl. ILUC) in die Nachhaltigkeitsbilanz kämpft die Agrokraftstofflobby seit Jahren massiv an. Der aktuelle Vorschlag des Parlaments will ILUC dennoch mit berücksichtigen. "Das ist zu begrüßen", so Häusling. Allerdings müsse die Berechnungsform überarbeitet und verbessert werden.

-- Weitere Informationen zu Agrokraftstoffen finden Sie hier:
hier

* Von indirekter Landnutzungsänderung wird gesprochen, wenn Pflanzen für Agrokraftstoffe zwar auf Flächen angebaut werden, die als nachhaltig zertifiziert sind, dabei aber den Anbau von Nahrungspflanzen auf weitere Wald- oder Brachflächen verdrängen, so dass diese in Ackerland umgewandelt werden. Dies bedingt enorme zusätzliche CO2 Emissionen.

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