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Was tun? Unsere Umweltkolumne

Das schönste Weich für Ihre Lieben

Müsste man das, was wir in der Schule gelernt haben sollten, in zwei Worte gießen, so lauteten diese meiner Ansicht nach: Kritisch denken. Hätten die Schulen dazu schon früher animiert, wären wohl weniger Frauen in den 50er Jahren auf den Werbefeldzug der Ersatzmilchindustrie hereingefallen. Stattdessen hätten sie ihren Kindern beim Stillen die beste „Schutzimpfung“ mitgegeben. Seither sind wir alle auf zu viele Versprechen der Industrie hereingefallen. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht all die Dinge, die wir glauben haben oder tun zu müssen, der Umwelt schadeten. Tun sie aber. 

Nun argumentieren viele, sie alleine könnten das Klima nicht retten. Die Politik müsse für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen. Und überhaupt seien Chinesen und Amerikaner viel größere Umweltferkel. Ich bin für ein beherztes sowohl als auch: Die Politik muss liefern und wir könn(t)en auf vieles locker verzichten. Ein winziges Beispiel unter tausenden: Seit 1969 hat die Waschmittelindustrie unseren Müttern eingeredet, sie täten ihrer Familie mit  Weichspülern (Duftweich. Das schönste Weich für Ihre Lieben mit Vernell) etwas Gutes. Aus eigener Expertise kann ich Ihnen versichern: Man lebt ausgezeichnet ohne Weichspüler! Gesünder! Die Handtücher sind „ohne“ saugfähiger, dazu noch mit angenehmem Rubbeleffekt. (Infos zum umweltverträglicheren Waschen gibt es auf www.umweltbundesamt.de).

Überhaupt nehmen wir beim Waschen immer eine Umweltbelastung in Kauf. Es macht also sehr wohl einen Unterschied, ob Sie Ihre Bettwäsche einmal pro Woche wechseln (wie eine Bekannte) oder einmal im Monat (wie eine andere). Dasselbe gilt für Klamotten. Ich hatte eine Kollegin, die alles nach einmaligem Tragen zur Wäsche geworfen hat. Dafür habe ich wenig Verständnis. Journalisten stapfen schließlich nicht den jeden Tag durch Kläranlagen oder Schweineställe. 

Etwa 630.000 Tonnen Waschmittel brauchen wir laut Umweltbundesamt hierzulande pro Jahr. Dazu kommen 220.000 Tonnen für Weichspüler & Co. Dass wir so viel brauchen, liegt vor allem an veränderten Hygienevorstellungen. Ich erinnere mich an eine Ausstellung in Korntal-Münchingen vor etwa 30 Jahren über „Wäsche im Wandel der Zeit“ (oder so ähnlich). Sie machte deutlich, dass wir heute ebenso viele Stunden mit unserer Wäsche zu tun haben wie die Menschen vor 100 Jahren. Woran das wohl liegt? Übrigens: Auch ohne Trockner und Haarföhn ist (den meisten von uns) ein menschenwürdiges Leben möglich. Spart Zeit, Geld, Platz und massenhaft Energie!

Barbara Bross-Winkler

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