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„Gut Ding will Weile haben“ - Ausweisung eines Waldrefugiums im Gerlinger Wald

Vom 17. Oktober 2017 ist unser Antrag auf Ausweisung eines Waldrefugiums im Gerlinger Wald und nach Ortsbesichtigungen und viel Diskussion im Ausschuss für Umwelt und Forsten sowie im Finanz- und Verwaltungsausschuss hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 2. Oktober 2019 mehrheitlich die Ausweisung eines weiteren Waldrefugiums beschlossen, und zwar in der Esselsklinge mit einer Fläche von 1,5 Hektar.

Insgesamt sind damit von den 800 Hektar Wald in Gerlingen im Rahmen von jetzt 9 Waldrefugien rund 20,5 Hektar (2,6%) als Waldrefugium ausgewiesen. Unabhängig von der formellen Ausweisung in der nächsten Forsteinrichtung zum 01.01.2024 erfolgen bereits seit dem 1. Januar 2019 keine Bewirtschaftungsmaßnahmen mehr durch den Forstbetrieb.

Die Stadt Gerlingen ist frühzeitig dem Alt- und Totholzkonzept des Landes Baden-Württemberg beigetreten, welches Alt- und Totholz im Wirtschaftswald langfristig erhalten und in die Waldbewirtschaftung integrieren will. Dazu gehört u.a. die Ausweisung von Waldrefugien, was bedeutet, dass in auf Dauer eingerichteten Waldflächen ihrer natürlichen Entwicklung bis zum Zerfall überlassen werden. 

Wenn eine Waldfläche dauerhaft aus der forstlichen Nutzung genommen wird, entwickeln sich dort die Urwälder von morgen. Es gibt nichts Besseres für die Natur, als sie sich selbst zu überlassen und damit auch den Lebensraum der jetzigen Bewohner zu stärken. Mag sich auch die Esselsklinge in ein Stück Monokultur weiterentwickeln, bedeutet dies entgegen der Meinung der Jungen Gerlinger (Gerlinger Anzeiger vom 04.10.2019) keinen Verlust an Biodiversität, denn diese Monokultur ist natürlich entstanden und hält eine eigene Biodiversität unter Tieren und Pflanzen aufrecht. Ein unnatürliches, d.h. menschliches Eingreifen würde diese besondere Biodiversität zerstören. Für die Natur werden diese Wälder von Jahr zu Jahr wertvoller, denn mit dem dicker und älter werden der Bäume entstehen Sonderstrukturen wie Risse, Spalten, Astabbrüche und Totholz und damit tragen Alt- und Totholz  im Wald zur Sicherung und Stärkung der Biodiversität bei und leisten einen besonders wichtigen Beitrag als Lebensraum für zahlreiche, oftmals gefährdete Arten.

Für die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen
Rolf Schneider

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