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Was tun? Unsere Umweltkolumne

Monster-Luxus

Luxus? Für mich ist das eine warme Dusche. Der Kaffee am Morgen, gekocht von meinem Mann. Der Blick auf Bäume hinterm Haus. Und natürlich das eigene Auto in der Garage, das ich mir zähneknirschend gekauft hatte, als wir Eltern wurden. Für alles rund ums Auto ist mein Mann zuständig. Das ist besser so, denn ich weiß wenig über Autos. Meins ist rot, hat vier Räder und ist ein Schwede. Weitere Informationen, die mein Mann mir manchmal zuraunt, entfernen sich stets unerlaubt aus meinem Gedächtnis.

Dafür erinnere ich mich gut an einen Artikel, in dem es hieß, dass die meisten Menschen Kombi-Familienkutschen sympathisch finden. Die drei Autos in meinem Leben waren gebraucht gekaufte Kombis, also sympathische Gefährte(n), falls man das von einem Auto überhaupt sagen kann. Zur neuen Autobauer-Strategie, die nur noch aufs Luxussegment setzt, kann ich dagegen nur sagen: Brutalstmöglich unsympathisch und meiner Ansicht nach unklug. Umso schöner, dass auch der Städtetag den Trend zu immer obszöneren Spritfressern kritisiert, die häufig aussehen wie rollende Kampfhunde! Kann man der Welt in Zeiten wie diesen einen dickeren Mittelfinger zeigen?

Adipositas rund ums Auto

Jan Erik Lönnqvist, einem schwedischen Professor für Sozialpsychologie an der Universität Helsinki, war vor einigen Jahren aufgefallen, dass auf finnischen Straßen besonders rücksichtslose Fahrer oft dicke deutsche Autos fahren. Er hat daraufhin eine Studie mit knapp 2000 finnischen Autofahrern zu der Frage gemacht, ob die auffällig PS-strotzenden deutschen Karrossen die finnischen Fahrer aggressiver machen oder ob ein bestimmter Typ Mensch sich auf unsere protzigsten Exportgüter stürzt. Die Ergebnisse der Studie, erschienen im International Journal of Psychology mit dem drastischen, von mir dezent gekürzten Titel Nicht nur A... fahren M., sind nicht schmeichelhaft. Allerdings stellt der Forscher fest, dass nicht nur selbstzentrierte, unangenehme, sich überlegen fühlende Männer solche Autos führen, sondern auch gewissenhafte, ehrgeizige Typen, die ein zuverlässiges Fahrzeug wollten. Nun ja.

Mein Vorschlag zur Güte an sämtliche, auch schwedische Autobauer dieser Welt: Bitte machen Sie Ihre Fahrzeuge leichter, schmaler und damit sympathischer! Beim Befahren enger Straßen, etwa dem Steingrübenweg, muss man ja stets befürchten, mit dem eigenen Seitenspiegel jenen der entgegenkommenden Kolosse zu dekonstruieren. Obwohl: Verbreitern wir doch einfach alle Straßen, damit's wieder passt! Geht garantiert voll easy - und klimaneutral sowieso.

Barbara Bross-Winkler

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