video_label

Was tun? Unsere Umweltkolumne

Vielfalt statt Einfalt

Und plötzlich ist es Frühling! Alle Jahre wieder bestaunt man die „explodierende“ Natur. In Deutschland soll es ja 17 Millionen Gärten geben. Eine Fläche, weit größer als alle deutschen Naturschutzgebiete und Nationalparks zusammen! Ein riesiges Potenzial für biologische Vielfalt! Doch das Potenzial unserer Gärten als „Trittsteine“ für die bedrohte Flora und Fauna wird meist nicht ausgeschöpft. Ziemlich sicher auch nicht in meinem Garten. Wie die meisten Garten-Dilettanten habe auch ich vor 20 Jahren alle Fehler gemacht, die man als Hobbygärtner machen kann. Diese Spezies zieht im Frühling los und füllt ihre Einkaufswagen bienenfleißig mit all den vielversprechenden Schönheiten, die unsere Gartencenter anbieten. Aus der einstigen Gras-, Giersch- und Fichten-Monoplantage wollte ich ein Paradies für Mensch, Flora und Fauna formen. Doch leider bestechen viele Pflanzen zwar mit schönen Blüten, womöglich sogar Duft, haben aber für die Tierwelt keinen Nutzwert. Schon gar nicht für jene Insekten, die ganz bestimmte Arten als Nahrung brauchen. So wie etwa die Natternkopf-Mauerbiene, die ausschließlich auf Natternkopf-Arten steht. Oder die Glockenblumen-Sägehornbiene, die auf Glockenblumen spezialisiert ist.

Der bei weitem größte Teil unserer heimischen Kultur- und Wildpflanzenpflanzen ist auf Bestäubung durch Bienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Co. angewiesen, um Samen auszubilden und sich zu vermehren. Wir sind diesen Tieren also eine Menge schuldig und sollten mehr über ihre Bedürfnisse wissen. Vielleicht beeindruckt eine Wiese voller Löwenzahn die Nachbarschaft kein bisschen, erfreut dafür die Bienen. Mehr jedenfalls als pompös gefüllte Dahlien, Rosen oder Geranien, die Insekten keine Nahrung bieten. Zu den Pflanzen, die etwa unseren Bienen so gar nichts bedeuten, gehören auch Forsythien, Thuja, Hortensien, und ja, sogar unsere gewöhnlich hochgezüchteten Flieder! Das muss ja nicht heißen, dass wir uns nicht auch an einigen Exemplaren solcher Pflanzen oder ein paar Exoten erfreuen dürfen. Damit die Insekten aber nicht ohne Nahrung weiterziehen müssen, nachdem eine gefüllte, aber nahrungsfreie Geranie oder eine Forsythie sie angelockt haben, pflanzen Sie in deren Nähe halt Nahrhafteres: Lavendel, Kräuter, Prachtkerzen, Storchschnabel, Vergissmeinnicht und Co. Und sorgen Sie dafür, dass immer ganz viel Unterschiedliches, möglichst Einheimisches blüht! Wie heißt es so schön: Tu was dir möglich ist und sei dir bewusst, dass jede Veränderung besser ist, als gar nichts zu tun. 

Barbara Bross-Winkler

expand_less